Erster Blogeintrag

Wie der Abstieg meines geliebten HSV mich dazu ermutigte einen Blog zu starten
Köln, 14.05.2018, 20:52 Uhr
Es ist soweit, ich beginne also meinen Blog. Und schuld daran ist Samstag, der 12. Mai.2018 17:35 Uhr, der HSV, das Urgestein der Liga ist abgestiegen. Zu dieser besagten Uhrzeit, saß ich schon längst im Auto. Zu sehr hat mich die Aktion dieser Idioten mitgenommen, dass ich einfach nur noch raus aus dem Stadion wollte. Ich dachte wir könnten mit Würde absteigen, die Mannschaft vernünftig verabschieden. Dieser Moment, in dem das ganze Stadion „Mein Hamburg lieb‘ ich sehr“ singt, diesen Moment werde ich nie in meinem Leben vergessen.
Aber von vorn – es ist Samstag morgens 07:30 Uhr. Die Fahrt aus dem schönen Münsterland nach Hamburg kann beginnen. Nervösität noch nicht vorhanden, Anspannung ja vielleicht ein bisschen, positive Stimmung, dass wir gewinnen? – Na klar doch.
10:30 Uhr – Ankunft Volksparkstadion – so langsam spüre ich in mir die steigende Nervosität. Fünf Stunden bis zum vielleicht letzten Bundesligaspiel. Ich will das noch nicht glauben. Um die Anspannung ein bisschen zu lösen, geht es mit der S3 Richtung Landungsbrücken – next Stop Hafengeburtstag. Ich genieße das Flair, halte für einen Moment Inne. Im nächsten Augenblick, höre ich HSV-Fangesänge. Ich dachte „hä wo kommen die denn jetzt her?“. Ich drehe mich Richtung Hafen und sehe, wie fünf oder sechs Schiffe voll mit HSV-Fans eine Hafenrundfahrt machen. Man dachte ich mir – ich gehöre zu dem Verein, mit den geilsten Fans – wie gern wäre ich jetzt mit auf einem dieser Schiffe?
Mittlerweile ist die Zeit voran geschritten 12:30 Uhr – Mittagessen bei Luigis (diese Pizzeria kann ich jedem nur empfehlen, der in der Nähe des Hafens ist, die beste Pizza meines Lebens :).
So langsam gehen die Gedanken immer mehr dazu, was passiert wenn… Die Nervosität größer, sodass ich, trotz großen Hungers, die Pizza nicht schaffe.

Danach geht es mit der S3 Richtung Pinneberg zurück nach Stellingen. Am Gleis stehen viele HSV-Fans. Man sieht die Anspannung ,aber auch die Freude aufs Spiel , den Leuten ins Gesicht geschrieben. Die Leute stimmen HSV-Lieder an – „6 Mal Deutscher Meister, 3 Mal Pokalsieger, immer erste Liga, HSV!“ Die Stimmung in der S-Bahn ist ausgelassen. „Nächste Haltestelle Stellingen (Arena).“ Endlich – So nun aber ab ins Stadion. Schließlich möchte ich ja bei der Ankunft des HSV-Busses dabei sein, die Mannschaft so gut wie es geht unterstützen. Der Bus kommt in die Sylvesterallee herangefahren, die Fans mit Emotionen und vollster Leidenschaft dabei – erstligareif. Ich will nicht wissen, was für ein überwältigendes Gefühl das für die Mannschaft war. So einen Empfang erlebt man nicht überall im Fußball.
Nun geht’s es aber rein ins Stadion. Den Stehplatz in Block 27 A eingenommen. Der Herzschlag wird schneller. Die Nervosität steigt. Erstmal ab aufs Klo. Die Schlange vor dem Damenklo, wie immer ewig lang. Eine Frau hinter mir, erzählt, dass sie auf den Tag genauso alt ist, wie die Bundesliga-Uhr im Volkspark tickt. Mit einem zwinkern meint sie, dass es eine kleine Frechheit wäre, wenn der HSV heute absteigt.

Mein Hamburg lieb ich sehr“ musste ich vor Anpfiff in der Schlange zum Getränkestand mitsingen, na gut was soll’s? Mit einem Becher Wasser geht’s zurück in den Block, der so voll wie noch nie war. Noch 14 Minuten bis zum Anpfiff. Die Stimmung gut. Nächstes Highlight, Lotto King Karl und Carsten Pape mit „Hamburg meine Perle“- ich habe dieses Lied schon gefühlte hundertmal mitgesungen, doch dieses Mal war es anders, es waren noch mehr Emotionen mit dabei, noch mehr Leidenschaft.
15:28 Uhr – Einlaufen der Mannschaften – die Choreo im Stadion weltklasse – dieses Bild ist einfach großartig und HSV forever and ever ertönt.
15:30 Uhr – Pünktlich pfeift Dr. Felix Brych das 34. Bundesligaspiel der Saison 2017/2018 für den HSV an. 11. Minute – Handspiel im Strafraum von Gladbachs Zakaria. Das muss doch ein Elfmeter sein – oder doch nicht. Naja zum Glück gibt es ja Köln und den Videobeweis. Brych schaut sich die Szene nochmal selbst in der Area an und entscheidet auf Elfmeter. Aaron Hunt legt sich den Ball auf den Punkt. Ich kann gar nicht richtig hingucken. Er musste reingehen, aber was, wenn er verschießt, diese Gedanken schwirrten im meinem Kopf. Hunt schießt und Gott sei Dank ist der Ball im Tor. Jubel, Freude, Umarmungen. Jaaaaaaaaaaaaaaa Tooooooor für den HSV! Die Führung. Freude und Hoffnung kommen auf. Doch dann sagt jemand hinter mir, dass Wolfsburg führt – na toll, „come on FC“ habe ich mir gedacht. Minuten später der Ausgleich durch Gladbachs Josip Drmic, perfekt ausgekontert. Der Stimmung machte dies aber nichts aus. Weiter wurde die Mannschaft nach vorne gepeitscht.
Halbzeit. Durchatmen. Der FC Köln hat den Ausgleich erzielt. Jetzt alle Daumen drücken, dass für beide noch der Siegtreffer fällt.
Beginn zweite Halbzeit. Chancen am Stück für den HSV. Der Ball muss doch nun mal reingehen. 63. Minute es ist soweit, Lewis Holtby mit dem Siegtreffer zum 2:1. Das ganze Stadion ist außer sich, Jubel ohne Ende. Die Minuten vergehen und das Ergebnis aus Wolfsburg lautet mittlerweile 3:1 für den Vfl Wolfsburg – der HSV abgestiegen. Das darf doch nicht wahr sein. Kurze Schockstarre.
Aber was dann passiert, werde ich meinen Lebtag niemals vergessen. Weit über 50.000 Fans singen „Mein Hamburg lieb‘ ich sehr“ der Band Abschlach. Gänsehaut macht sich an meinem ganzen Körper breit, und die Tränen in den Augen kommen hoch. Den Abstieg habe ich mir nicht gewünscht, aber wenn ich mir was gewünscht habe, dass das ganze Stadion dieses Lied singt und wir die Mannschaft mit Würde verabschieden können.
Was aber dann in der 90. Minute passierte, hat diesen Nachmittag und diese Momentaufnahme zerstört. Nach den ersten Böllern, kamen mir die Tränen, dann die Angst, was hier vor sich geht. Ich wollte nur noch raus aus dem Block. Einfach nur weg von hier. Mit den Ellbogen voraus, versuchte ich mich aus dem Block zu drängeln. Es war gar nicht so einfach, weil viel zu viele diese, sorry für den Ausdruck, Scheiße, die diese Idioten da fabriziert haben, zu filmen meinten. Sensationsgeilheit nenne ich das. Das kann doch alles nicht real sein, was hier vor sich geht.
Endlich raus aus dem Stadion. Dann kam es über mich, Tränen, der Trauer und der Wut. Ab zum Auto, ab nach Hause. Raus aus dem Getümmel. Im Auto hörten wir noch die NDR 2 Bundesligashow. Michael Augustin kommentierte die letzten Aktionen des Spiels. Dann der Abpfiff und der Satz „Der Hamburger Sportverein ist abgestiegen in die zweite Fußballbundesliga.“ Dieser Satz hat gesessen, es ist wirklich passiert. ABSTIEG!
Durchatmen ist angesagt.
Auf der Fahrt durchforstete ich das Social Media, vor allem Twitter. Klar die Trauer ist groß, absteigen will niemand. Doch es kann auch ein Neuanfang sein für den gesamten Verein für uns Fans. Die Reaktionen sehr positiv.
20:15 Uhr – Endlich wieder Zuhause. Schnell das Spiel in der Sportschau nochmal angeguckt. Die Tränen von Arp, Waldschmidt, Van Drongelen, Steinmann und Ito bewegen mich sehr. Aber hey Jungs, ihr könnt für den Neuanfang stehen und das neue Gesicht des HSV werden. Kopf hoch!
21:00 Uhr . Beginn Eurovision Songcontest – Abschalten ist angesagt. Doch so richtig geht das nicht, zu frisch die ganzen Ereignisse des Tages.
Die nächsten Tage werde ich wohl noch ein bisschen brauchen, um das alles zu verarbeiten. Aber hey, der Blick richtet sich nach vorn und ich freue mich auf alles, was die nächsten Monate kommt!
Liebe kennt keine Liga – Supporte, was du liebst!
P. S wenn Dir der Blog gefallen hat, hinterlasse doch gern schwarz-weiß-blaue Grüße. Ich freue mich über jeden einzelnen 🙂

7 Kommentare zu „Erster Blogeintrag

  1. Toller erster Blog 🙂
    Ich war auf einer dieser 7 Barkassen dabei und das war so genial. Letztes Jahr ging es mir wie dir. Ich stand an den Landungsbrücken, sah die Barkassen und dachte mir:“Da will ich auch drauf“. Dieses Jahr hatte es geklappt 🙂

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  2. Super Blog. Du hast alles auf den Punkt gebracht. Ich war leider nicht im Stadion, nur vorm TV. Aber als klar war das wir abgestiegen sind, war ich auch geschockt. Und dann der Gesang im Stadion, da sind bei mir auch alle Dämme gebrochen. Über die andere Sache verliere ich keine Worte. Es war für mich auch ein emotionaler Tag.

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  3. Sehr schöner Start in die Welt des Bloggens – vielen Dank!
    Ich war auch im Stadion und hatte zu Beginn der Pyroscheiße denselben „Fluchtreflex“ wie du. Allerdings gíng dieser mit einer kurzen Schockstarre einher, die sich nach einer Minute (??? wer hatte schon noch ein Zeitgefühl ???) in eine Duldungsstarre wandelte. Als der Rauch sich lichtete und das gesamte Stadion gegen die Schwachmaten die Stimme erhob war es genau das was ich gebraucht habe, um mir von der Scheiße das zuvor erlebte nicht kaputt machen zu lassen. Die Minuten nach dem Geböller waren und sind es, die mich am Sonntag mit einer noch größeren „HSV-Infektion“ aufwachen ließen als am Sonnabend. Liebe kennt keine Liga!

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